Am 22. August 1864 wur­de das ers­te Gen­fer Abkom­men ver­ab­schie­det – als ers­ter völ­ker­recht­li­cher Ver­trag, der den Schutz von Ver­wun­de­ten, die Neu­tra­li­tät des Sani­täts­per­so­nals und das Rote Kreuz als Schutz­zei­chen zum Gegen­stand hat. In den fol­gen­den 150 Jah­ren wur­de das Recht wegen sich kon­ti­nu­ier­lich wan­deln­der Waf­fen­tech­no­lo­gie und ver­än­der­ter Metho­den der Kriegs­füh­rung immer wie­der an die neu­en Her­aus­for­de­run­gen angepasst.

Die heu­te gel­ten­den vier Gen­fer Abkom­men von 1949 und die bei­den Zusatz­pro­to­kol­le von 1977 sind das Kern­stück des huma­ni­tä­ren Völ­ker­rechts. Sie schüt­zen Men­schen vor Grau­sam­keit und Unmensch­lich­keit in Kriegs­si­tua­tio­nen. Dies gilt ins­be­son­de­re für Per­so­nen, die nicht (mehr) an bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen teil­neh­men: ver­letz­te, kran­ke oder schiff­brü­chi­ge Kom­bat­tan­ten sowie Zivilpersonen.

196 Staa­ten haben die Gen­fer Abkom­men bis zum Jahr 2015 rati­fi­ziert – eine gro­ße Errun­gen­schaft. Doch dies ist nicht genug. Die Rot­kreuz- und Rot­halb­mond­be­we­gung muss wei­ter­hin welt­weit danach stre­ben, die zukünf­ti­ge Umset­zung und Wei­ter­ent­wick­lung der Gen­fer Abkom­men mit allen Mög­lich­kei­ten zu unter­stüt­zen und zu stär­ken. Denn sie hat sich dazu ver­pflich­tet, den Opfern von Krie­gen bei­zu­ste­hen und zu Recht und Schutz zu verhelfen.

Schlacht von Sol­fe­ri­no (Gemäl­de von Car­lo Bossoli)

Geschichte

Die ursprüng­li­che und ers­te Gen­fer Kon­ven­ti­on „zur Ver­bes­se­rung des Loses der Ver­wun­de­ten und Kran­ken der Streit­kräf­te im Fel­de“ wur­de im Jahr 1864 von 16 Staa­ten ange­nom­men. Sie wur­de in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten, z.B. durch die Abkom­men der Haa­ger Frie­dens­kon­fe­ren­zen 1899 und 1907 sowie das Gen­fer Abkom­men von 1929, ergänzt. Ins­be­son­de­re weil im Zwei­ten Welt­krieg durch tech­ni­sche Wei­ter­ent­wick­lun­gen bedeu­tend mehr Zivi­lis­ten getö­tet wur­den als zuvor, hat man die Gen­fer Abkom­men am 12. August 1949 schließ­lich auch auf Zivil­per­so­nen ausgedehnt.

Geschützte Personen

Die Gen­fer Abkom­men und ihre drei Zusatz­pro­to­kol­le schüt­zen Zivil­per­so­nen in Zei­ten bewaff­ne­ter Kon­flik­te, aber auch Hil­fe leis­ten­des medi­zi­ni­sches und reli­giö­ses Per­so­nal sowie Geg­ner, die nicht mehr in der Lage sind zu kämp­fen – also kran­ke, ver­wun­de­te oder schiff­brü­chi­ge Kom­bat­tan­ten sowie Kriegsgefangene.

Schutz von Journalisten

Es ist wich­tig, dass die Medi­en ange­mes­sen über Kriegs­si­tua­tio­nen berich­ten kön­nen. Das bedeu­tet oft, dass sich Jour­na­lis­ten in gefähr­li­che Situa­tio­nen bege­ben müs­sen. In den Gen­fer Abkom­men sind Jour­na­lis­ten klar in ihrer Eigen­schaft als Zivi­lis­ten defi­niert. Das wur­de im ers­ten Zusatz­pro­to­koll 1977 noch­mals bekräftigt.

Verbotene Waffen

Das huma­ni­tä­re Völ­ker­recht ver­bie­tet aus­drück­lich Waf­fen, die unnö­ti­ges Lei­den oder über­flüs­si­ge Ver­let­zun­gen ver­ur­sa­chen. Waf­fen, die kei­ne Unter­schei­dung von mili­tä­ri­schen und zivi­len Objek­ten zulas­sen, sind genau­so unter­sagt wie Waf­fen, die aus­ge­dehn­te, lang anhal­ten­de und schwe­re Schä­den der natür­li­chen Umwelt ver­ur­sa­chen und so den Men­schen Lebens­grund­la­gen neh­men. Dazu gehö­ren zum Bei­spiel Streubomben.

Verbotene Kriegsmethoden

Als unzu­läs­si­ge Metho­den in krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen wer­den im huma­ni­tä­ren Völ­ker­recht unter ande­rem Heim­tü­cke und der Miss­brauch aner­kann­ter Kenn­zei­chen sowie Natio­na­li­täts­kenn­zei­chen auf­ge­führt. Ver­bo­ten ist die Anwei­sung, nie­man­den am Leben zu las­sen, und Gewalt gegen­über außer Gefecht gesetz­ten Geg­nern anzu­wen­den. Das huma­ni­tä­re Völ­ker­recht unter­sagt eben­so Repres­sa­li­en gegen geschütz­te Per­so­nen und das Aus­hun­gern von Zivilpersonen.

Schutzzeichen

Aner­kann­te Schutz­zei­chen zei­gen, dass Per­so­nen und Gegen­stän­de neu­tral und im Sin­ne der Gen­fer Abkom­men im Ein­satz sind – etwa zur Ber­gung oder Ver­sor­gung von Ver­wun­de­ten. Sie sol­len Kämp­fen­de von Angrif­fen abhal­ten. Das Rote Kreuz, der Rote Halb­mond und der zur­zeit nicht mehr ver­wen­de­te Rote Löwe mit roter Son­ne, wer­den in den Gen­fer Abkom­men als Schutz­zei­chen aner­kannt. Im drit­ten Zusatz­pro­to­koll aus dem Jahr 2005 wur­de der Rote Kris­tall als wei­te­res Schutz­zei­chen aufgenommen.

Der Minimalstandard

Geschütz­te Per­so­nen wer­den, so for­dern die Gen­fer Abkom­men, unter allen Umstän­den mit Mensch­lich­keit behan­delt, ohne Unter­schei­dung von Ras­se, Haut­far­be, Reli­gi­on oder Glau­ben, Geschlecht, Ver­mö­gen oder ähn­li­chen Merk­ma­len. Tötung, Ver­stüm­me­lung und Ver­ge­wal­ti­gung, Fol­te­rung, Gei­sel­nah­me und ent­wür­di­gen­de Behand­lung sind ver­bo­ten. Ver­ur­tei­lun­gen dür­fen nur von einem ordent­li­chen Gericht unter Berück­sich­ti­gung der grund­le­gen­den Rechts­ga­ran­tien aus­ge­spro­chen wer­den. Ver­wun­de­te und Kran­ke wer­den gebor­gen und gepflegt.

Grundprinzipien

In bewaff­ne­ten Kon­flik­ten soll zwi­schen Kämp­fen­den und Zivi­lis­ten, mili­tä­ri­schen und nicht-mili­tä­ri­schen Objek­ten unter­schie­den wer­den. Das huma­ni­tä­re Völ­ker­recht legt fest, dass auch das Ver­hält­nis der ein­ge­setz­ten Metho­den und Mit­tel zu dem ange­streb­ten und tat­säch­lich bewirk­ten mili­tä­ri­schen Zweck beach­tet wird. Außer­dem sind Vor­sichts­maß­nah­men zum Schutz von zivi­len Per­so­nen und Objek­ten zu ergreifen.

Verbreitungsarbeit

Damit Teil­neh­mer bewaff­ne­ter Kon­flik­te die Regeln des huma­ni­tä­ren Völ­ker­rechts im Ernst­fall ken­nen und umset­zen kön­nen, gehört die Ver­brei­tung die­ses Wis­sens zu den Auf­ga­ben der Ver­trags­staa­ten der Gen­fer Abkom­men. Als Ver­trags­staat der Gen­fer Abkom­men von 1949 und der Zusatz­pro­to­kol­le von 1977 und 2005 ist die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land dazu ver­pflich­tet, die Inhal­te die­ser Ver­trä­ge so weit wie mög­lich zu ver­brei­ten (Art. 47 GA I, Art. 48 GA II, Art. 127 Abs. 1 GA III, Art. 144 Abs. 1 GA IV, Art. 83 Abs. 1 ZP I, Art. 19 ZP II und Art. 7 ZP III).

Auch die inter­na­tio­na­le Rot­kreuz- und Rot­halb­mond­be­we­gung ist in beson­de­rer Wei­se für die Ver­brei­tung der Gen­fer Abkom­men und des huma­ni­tä­ren Völ­ker­rech­tes ver­ant­wort­lich. Sie ver­mit­telt die Bedeu­tung des huma­ni­tä­ren Völ­ker­rechts und treibt sei­ne Wei­ter­ent­wick­lung vor­an. Teil der Arbeit des Roten Kreu­zes ist auch, die Ein­hal­tung der Gen­fer Abkom­men und der Zusatz­pro­to­kol­le einzufordern.

Das Deut­sche Rote Kreuz hat sich gemäß Arti­kel 3 der Sta­tu­ten der Bewe­gung und § 2 der Sat­zung des DRK  die Ver­brei­tungs­ar­beit zur Auf­ga­be gemacht. Gleich­zei­tig wur­de es als frei­wil­li­ge Hilfs­ge­sell­schaft der deut­schen Behör­den im huma­ni­tä­ren Bereich aus­drück­lich in § 2 DRK-Gesetz mit der Ver­brei­tung der Kennt­nis­se über das huma­ni­tä­re Völ­ker­recht und die Grund­sät­ze und Idea­le der Bewe­gung sowie mit der Unter­stüt­zung der Bun­des­re­gie­rung hier­bei beauftragt.

Anläss­lich des 60-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Gen­fer Abkom­men von 1949 begrüß­te das Deut­sche Rote Kreuz daher als Natio­na­le Gesell­schaft eines EU-Mit­glieds­lan­des die Erstel­lung einer Dekla­ra­ti­on durch die Mit­glieds­staa­ten der Euro­päi­schen Uni­on. Als Hilfs­ge­sell­schaft der staat­li­chen Behör­den im huma­ni­tä­ren Bereich bekräf­tig­te es sei­ne Koope­ra­ti­on und die Unter­stüt­zung die­ser Insti­tu­tio­nen in der Ver­brei­tung und der Umset­zung des huma­ni­tä­ren Völkerrechts.

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